Ein Logo mit einem sich aufbäumendem Pferd für einen Reifenhersteller? Das scheint nicht in unsere heutige Zeit zu passen. Wer jetzt vermutet, dass dieses auf eine längere Firmenhistorie zurückzuführen ist, liegt genau richtig:
In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts waren im Zuge der aufkommenden Industrialisierung zwar die Straßen schon gepflastert, aber von Winterdienst keine Rede. Zu oft kam es vor, dass Pferde mit ihren beschlagenen Hufen auf den vereisten Flächen stürzten. Ein findiger Tierarzt mit Namen Hartmann entwickelte daher die sogenannten „Hufpuffer“ aus weichem Gummi, die den Reit- und Zugtieren bei Bedarf übergezogen werden konnten.
Das nur kurz zuvor im Jahr 1871 durch den Bankier Moritz Magnus in Hannover aus einer aufgekauften Konkursmasse gegründete Unternehmen „Continental Caoutchouc- und Gutta-Percha Compagnie“ übernahm Produktion und Vertrieb der Hufpuffer, ließ diese mit einem Warenzeichen versehen und legte damit quasi den Grundstein dafür, was wir heute „Winterreifen“ nennen. In dem sich aufbäumenden Pferd als Symbolfigur laufen einige Kernaussagen zusammen : zum einen natürlich der „Hufpuffer“, dann natürlich das Pferd („Sachsenross“) als Wappentier Niedersachsens und nicht zuletzt Agilität, Ausdauer und Stärke. Dabei gab der „Hufpuffer“ dem aufstrebenden, jungen Unternehmen den nötigen Schwung, sich am Markt zu etablieren – ob der Tierarzt, der die Idee dazu hatte, ebenfalls angemessen profitierte oder sich danach hauptsächlich der Versorgung von Kleintieren zuwenden musste, ist uns nicht bekannt.
Das damalige Werk teilte sich in die Fabrikation von Hart- und Weichgummiprodukten; nach dem Erwerb der Lizenz zur Fertigung von Vollgummireifen aus den Vereinigten Staaten folgten Mitte der 1880er Experimente mit Hohlraum – und Kissenreifen. Eine frühe Produktforschung mit eigenem Labor führte zu grundlegenden Entwicklungen wie Luftreifen mit Profil (1904) oder die abnehmbare Felge (1908).
Zeitgleich entwickelte sich dank Carl Friedrich Benz der Automobilbau, auch wenn es noch einige Zeit dauern sollte, bis sich das erste 1886 patentierten Gefährt mit interner Verbrennung vom Luxusartikel in ein massentaugliches Produkt wandelte.
150 Jahre später hat sich das Unternehmen Continental von einem risiko- und mängelbehafteten Startup-Unternehmen zu einem der größten Automobilzulieferer weltweit entwickelt. Der Weg dorthin führte über gummiertes Gewebe für Regenmäntel, Thermosflaschen und Vollgummireifen für Fahrräder und Kutschen.
Damit unsere Fotografin die Fassadenaufnahmen machen konnte, wurde extra die Teststrecke gesperrt. Danke nochmal für die freundliche Unterstützung seitens Continental!